Ehrenmedaille „Jacky Prigal“ zum ersten Mal verliehen
15.05.2025 - aktualisiert am 15.05.2025 - 14:13

Kamen. In einer Feierstunde im vollbesetzten Kamener Haus der Stadtgeschichte wurde am Mittwochabend zum ersten Mal die „Jacky-Prigal-Medaille“ verliehen. Der Freundeskreis Shalom Eilat e.V. hatte die Ehrenmedaille gestiftet, um an den verstorbenen Gründer und Motor der Städtepartnerschaft mit Eilat zu erinnern. Im Jahr des 60. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland soll so eine Persönlichkeit geehrt werden, die sich in ganz besonderer Weise dem Gedanken der Völkerverständigung verschrieben hatte.
Jacky Pri-Gal war der treibende Motor der Städtepartnerschaft zwischen Kamen und Eilat. Von der Gründung der Partnerschaft im Jahr 1980 bis zu seinem Tod begleitete er die freundschaftlichen Begegnungen zwischen beiden Städten mit großem Engagement.
Geboren in Rotterdam, verbrachte der Niederländer seine Jugendjahre während der NS-Zeit in Verstecken, um der Judenverfolgung zu entgehen. Insgesamt lebte Jacky Pri-Gal in dieser Zeit bei über 30 verschiedenen Familien. 1948 emigrierte er gemeinsam mit seiner Frau Betti, ebenfalls Überlebende des Holocaust, nach Israel. Im Jahr 1955 ließ sich das Paar am Roten Meer in Eilat nieder, wo sie bis zu seinem Tod im Jahr 2015 zusammen lebten.
Jacky nahm seit Anfang der 1970 Jahre konsularische Aufgaben für die Bundesrepublik Deutschland war und wurde 1981 vom Auswärtigen Amt zum Honorarkonsul bestellt. Neben vielen weiteren Auszeichnungen bekam er auch Deutschlands höchsten Orden, das Große Bundesverdienstkreuz, vom Bundespräsidenten verliehen. Dies geschah für seinen unermüdlichen Einsatz zur Vermittlung zwischen dem deutschen und dem israelischen Volk.
Ihm war es ganz besonders wichtig, dass gerade die nachfolgenden Generationen das Leid und die unvorstellbaren Gräueltaten des Nationalsozialismus niemals vergessen dürfen. Dabei streckten er und seine Frau immer die Hand der Freundschaft nach Deutschland aus.
Aus diesem Geist der Völkerverständigung bei der Jugend speist sich nun auch die Ehrenmedaille, die zukünftig alle zwei Jahre verliehen werden soll.
Aufgerufen waren nun zum ersten Mal junge Menschen, die sich kreativ zum Themenkreis Bekämpfung des Antisemitismus und/oder der Beziehungen zwischen Deutschland und Israel beschäftigt hatten.
Insgesamt gingen sechs Beiträge ein, die von einer sechsköpfigen Jury aus Mitgliedern des Freundeskreises sowie aus dem schulischen und kulturellen Bereich bewertet wurden. Die Entscheidung fiel nicht leicht: Die Jugendlichen wählten sehr persönliche Zugänge und überzeugten mit beeindruckender inhaltlicher Tiefe und Kreativität.
Ausgezeichnet wurden schließlich:
1. Preis: Lea Celina Klem
2. Preis: Marie Baudisch und Elina Ebmeier
3. Preis: Thorge Graas
Neben dem Vereinsvorsitzenden Ralf Eisenhardt, der in seiner Rede an den verstorbenen Jacky Pri-Gal erinnerte, sprach Kamens Bürgermeisterin Elke Kappen ein sehr persönliches Grußwort. Sie würdigte ihre eigenen Begegnungen mit Betti Pri-Gal und betonte die bleibende Bedeutung der deutsch-israelischen Freundschaft.
Darüber hinaus gedachte sie der kürzlich verstorbenen Zeitzeugin Margot Friedländer, die sich zeitlebens mit großer Kraft dafür einsetzte, jungen Menschen die Verbrechen des Nationalsozialismus nahezubringen. Besonders bewegend sei ihre Aussage gewesen: „Ehrungen haben mich gefreut, aber die Anerkennung von den Schülern finde ich am schönsten. Schüler sollten Zeitzeugen werden – denn wir können es nicht mehr lange sein.“
In diesem Zusammenhang verwies Bürgermeisterin Kappen auch auf die zentrale Gedenkveranstaltung des Landtags Nordrhein-Westfalen anlässlich des 60. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Staat Israel und der Bundesrepublik Deutschland. Dort sei die Stadt Kamen durch den stellvertretenden Bürgermeister Manfred Wiedemann würdig vertreten worden.
Der Abend fand seinen Ausklang in einem stimmungsvollen musikalischen Rahmen, begleitet von koscherem Essen und lebhaften Gesprächen unter den Gästen – ein würdevoller Abschluss einer eindrucksvollen Preisverleihung.
Auf dem Bild sind zu sehen v.l.n.r: Madeleine Glahe, Christine Hupe, Ralf Eisenhardt, Lea-Celina Klem, Elke Kappen, Thorne Graas, Marie Baudisch, Elina Ebmeiner, Dr. Oliver Romeo und David Goldstein