Aktuelle Themen

Zeche Monopol: Sanierungsarbeiten am Fördergerüst Schacht Grillo 1 beginnen

19.08.2024 - aktualisiert am 19.08.2024 - 14:18

Zeche Monopol: Sanierungsarbeiten am Fördergerüst Schacht Grillo 1 beginnen

Das schlanke, 51 Meter hohe Fördergerüst über Schacht Grillo 1 der Zeche Monopol, das 1966 errichtet wurde, ist ein echter Hingucker. Die Stilllegung des Förderstandorts im Jahr 1981 liegt nunmehr 43 Jahre zurück und das Industriedenkmal ist stark sanierungsbedürftig. 2,63 Millionen Euro hat die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur aus Mitteln der Städtebauförderung des Landes und des Bundes für die Sanierung des Fördergerüsts erhalten. Nun startet sie mit den Arbeiten, um dem bedeutenden Denkmal wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Geplant ist, die Arbeiten zügig durchzuführen und bis Mitte 2025 abzuschließen.

Das Denkmalensemble Zeche Monopol umfasst neben dem Fördergerüst ein Maschinenhaus mit dazugehöriger Elektrofördermaschine aus den Jahren 1966/7. Nachdem die Industriedenkmalstiftung das Ensemble 2016 vor dem Abriss bewahren konnte, kümmerte sie sich um deren Erhalt und entwickelte gemäß ihrer Satzung eine denkmalverträgliche, tragfähige Umnutzung. Mittlerweile sind das Gebäude samt historischer Technik an die neue Eigentümerin, die Bünger Parksystem GmbH, übertragen worden. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten am Stahlgerüst hat die Stiftung ihren Auftrag erfüllt und wird in einer zweiten Stufe das komplette Industriedenkmal dem Kölner Privatinvestor übergeben.

Auf dem Gelände an der Herbert-Wehner-Straße tut sich bereits einiges. Die Baustelle wird derzeit eingerichtet. In den kommenden Wochen wächst das Baugerüst in die Höhe, das im Anschluss von einer Folie umspannt wird und das Fördergerüst somit in Gänze einhaust. Ab diesem Zeitpunkt entschwindet das Fördergerüst für mehrere Monate den Augen der Öffentlichkeit. Hinter der Folie wird allerdings fleißig gearbeitet. Sorgfältig und zügig müssen die Arbeitsschritte aufeinander folgen. Ein gutes Timing ist hier vonnöten – genau wie das richtige Wetter. Bei Temperaturen unter 10 Grad sind viele Arbeiten nicht mehr möglich.

Mehrere Farbschichten müssen vom Stahl abgetragen werden. Anders als bei früheren Sanierungsmaßnahmen, bei denen vor allem Sandstrahlung zum Einsatz kam, hat sich die Industriedenkmalstiftung erstmals mit der sogenannten ‚Entschichtung‘ für ein neues, umweltschonenderes Verfahren entschieden: Die Farbe wird abgebeizt. In sorgfältiger Handarbeit erhält das gesamte Gerüst einen umfassenden Beizanstrich, um danach wieder per Hand die Farbe abschaben zu können. Dabei gehen die Arbeiter von oben nach unten vor. Im Vergleich zur früheren Methode entstehen auf diese Weise weniger Altlasten durch Strahlgut, die ansonsten kostenintensiv entsorgt werden müssten.

Erst zum Abschluss der Entschichtung wird das Metall kurz gestrahlt, um auch die letzten Farbreste aus den Poren zu entfernen. Ist das Metall blank und sauber, wird die Konstruktion nach Schadstellen überprüft. Defekte Teile werden repariert, wenn nötig ausgetauscht und nach historischem Vorbild wiederhergestellt. Auch dabei zählt eine enge, zeitliche Taktung. Denn blanker Stahl setzt schnell Flugrost an, den es zu vermeiden gilt.

Nach Abschluss dieser wichtigen Vorarbeiten erfolgt der Anstrich – ein Grundanstrich sowie zwei Deckanstriche. Auch hier werden denkmalpflegerische Aspekte berücksichtigt. Nicht irgendeine beliebige, korrosionsabweisende Farbe kommt für den Anstrich zum Einsatz. Vielmehr beauftragte die Stiftung Fachleute damit, Farbanalysen vorzunehmen. Gesucht wurde der erste, also originäre Farbton. Denn nicht immer sind Fördergerüste im Laufe ihrer Betriebszeiten in der immer gleichen Farbe nachgestrichen worden. Doch in diesem Fall zeigte die Analyse, dass die heutige auch die originale Farbe ist. Das Fördergerüst Schacht Grillo behält seine Farbe. Nach Abschluss der Sanierung wird es neu und im alten Originalton Oxidrot erstrahlen, so wie es die Öffentlichkeit seit Jahren kennt.

Die Geschichte der Zeche ist auf das Engste mit der Stadtgeschichte Kamens verwoben. Erste Abteufarbeiten begannen im Jahr 1873. Die Zeche wechselte im Laufe der Betriebszeiten oft ihre Eigentümer. Die zweite Hälfte der 1960er Jahre markiert einen Einschnitt: Die Verantwortlichen entschlossen sich zu Abteufarbeiten von Schacht 1 und errichteten dafür die heute erhaltenen Förderanlagen. Das Fördergerüst Schacht Grillo 1 ist markantes, weithin sichtbares Wahrzeichen des Zechengeländes und der Bergbaustadt Kamen. Das Fördergerüst ist bedeutend mit Blick auf die bergbauliche Technikgeschichte: Es steht als Beispiel für die Entwicklung der Seilstützenkonstruktion nach dem Zweiten Weltkrieg und bestimmt als geschweißte Kastenkonstruktion die letzte Phase des Bergbaus im Ruhrgebiet. Da sich diese letzte Phase als besonders schnelllebig erwiesen hat und von den einst vorhandenen Gerüsten dieser Bauart bereits etliche abgebrochen sind, gehört das Fördergerüst über Schacht Grillo 1 zu den wenigen noch gut erhaltenen Beispielen dieser vergleichsweisen jungen Bauart. Wegen seiner speziellen Ausführung mit nur einer Strebe und lastentragenden Stützen kommt dem Fördergerüst Schacht Grillo 1 außerdem Seltenheitswert zu.

Hintergrundinformationen
Geschichte Zeche Monopol
Der Name der Zeche geht zurück auf die beiden Bergwerksunternehmer Friedrich Grillo und Heinrich Grimberg, die die Gewerkschaft Monopol gründeten. 1873 begannen die ersten Abteufarbeiten für Schacht Monopol 1, 1887 für Schacht 2. Im Jahr 1879 wurde die erste Kohle gefördert. Das Bergwerk wechselte im Laufe der Jahre vielfach seine Besitzer. Die 2. Hälfte der 1960er Jahre markiert einen Einschnitt: Die Verantwortlichen des Bergwerks entschlossen sich zum Tieferteufen von Schacht 1 und den Umbau auf Großwagenförderung. Sie errichteten dafür die heute erhaltenen Förderanlagen. Neben dem neuen Fördergerüst entstand auch das Maschinenhaus mit seinen technischen Anlagen.
Mit der Inbetriebnahme von „Neu-Monopol“ in Bergkamen wurde die Schachtanlage Grillo 1/2 1981 stillgelegt. Schacht 1 blieb offen, dort wurde die zentrale Kühlanlage für den Abbau von Flöz Mausegatt installiert. Ab 2002 befand sich hier die zentrale Wasserhaltung für das Grubenfeld Monopol. 2010 wurde der Schacht 1 verfüllt. Bis auf wenige Gebäude und das Fördergerüst über Schacht 1 wurde die Anlage Grillo 1/2 abgebrochen.
Die Eintragung in die Denkmalliste der Stadt erfolgte im Jahr 2002. Seit 2016 ist die Zeche Monopol ein Standort der Industriedenkmalstiftung.

Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur
Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur wurde 1995 vom Land Nordrhein-Westfalen und der RAG Aktiengesellschaft gegründet, um hochrangige Zeugnisse des Industriezeitalters durch Übernahme ins Eigentum vor dem Abriss zu bewahren. Die Aufgaben der Stiftung bestehen darin, die ihr übertragenen Denkmale zu schützen, zu erhalten, wissenschaftlich zu erforschen, öffentlich zugänglich zu machen und sie so lange in Obhut zu nehmen, bis sich eine adäquate Nutzung durch einen neuen Träger gefunden hat. Bundesweit ist es die erste und bisher einzige Stiftung, die sich explizit für den Erhalt von bedeutenden, vom Abriss bedrohten Industriedenkmalen aus unterschiedlichen Wirtschaftszweigen einsetzt. Die Stiftung gibt den Anlagen Zeit, sich zu neuen, identitätsstiftenden Orten für Handel, Gewerbe, Freizeit, Kunst und Kultur zu entwickeln. Sie führt Bausicherungs- und Instandsetzungsarbeiten an den Gebäuden durch, entwickelt Nutzungskonzepte für einzelne Baukörper oder die gesamte Anlage und trägt durch Öffentlichkeitsarbeit dazu bei, die Akzeptanz für Belange der Industriedenkmalpflege zu erhöhen.
Aktuell zählen Industriedenkmale an 12 Standorten in NRW zum Bestand. Es sind Relikte von Anlagen des Steinkohlenbergbaus, wie z.B. Fördergerüste, Schachthallen und Maschinenhäuser, des Weiteren eine Kokerei als Beleg der Verbundwirtschaft im Ruhrgebiet, ein Denkmal der Energiewirtschaft in Gestalt des Koepchenwerks und das Hammerwerk Ahe-Hammer in Herscheid als technikgeschichtliches Zeugnis.